Internationale Tagung 2005: „Der Dialog über Gräber hinweg“

Hintergrund

Im Juni 2005 fand an der Evangelischen Akademie im Rheinland die erste Tagung mit der „European Society for the Study of Science and Theology“ (ESSSAT) statt. Die Tagung befasste sich mit unterschiedlichen Fragen im Dialog zwischen „Theologie und Naturwissenschaften“.  

Zu Thema und Ziel der Tagung

Das Verhältnis von Theologie und Naturwissenschaften ist in jüngerer Zeit wieder verstärkt ins Gespräch gekommen. Dabei hat sich das bisherige, zumeist am Paradigma der Physik orientierte Themenspektrum deutlich erweitert. Neurowissenschaftliche Annäherungen an die Themen Subjektivität, Personalität, Willens- und Handlungsfreiheit und nicht zuletzt Religion haben eine neue Aufmerksamkeit in der Theologie hervorgerufen. Ebenso werden die Technisierung der Naturwissenschaften und die Relation von Technik und Gesellschaft reflektiert; die ethischen, sozialen und politischen Problemstellungen der Medizin und der Biotechnologien bilden dabei einen Schwerpunkt. Sozial- und kulturwissenschaftliche Untersuchungen zur Geschichte sowie zu den sozialen und kulturellen Kontexten der Naturwissenschaften zeigen darüber hinaus neue Themenfelder sowie neue methodische Zugänge auf, die Dialogmöglichkeiten jenseits eingefahrener apologetischer Schemata eröffnen. Auch eine Renaissance der Naturphilosophie in verschiedener Schattierung ist festzustellen, die wiederum theo-logisch aufgegriffen wird.

Im Bereich „Theologie und Naturwissenschaften“ findet also nicht nur eine thematische, sondern auch eine disziplinäre und methodische Pluralisierung statt. Allerdings ist der Grad der Vernetzung zwischen den verschiedenen Unternehmungen bislang nicht sehr hoch.

ESSSAT-Tagung 2005 „Theologie und Naturwissenschaften“ bot Vernetzung von Themen und Personen

Vor diesem Hintergrund ist es wichtig, neuere Ansätze und Forschungsvorhaben miteinander ins Gespräch zu bringen. Die Evangelische Akademie im Rheinland und die European Society for the Study of Science and Theology (ESSSAT) haben deshalb im Sommer 2005 (20. – 22.6. 2005)  ein Symposium durchgeführt, zu dem vor allem jüngere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler eingeladen wurden. Die Tagung unter dem Titel  „Theologie und Naturwissenschaften. Eine interdisziplinäre Werkstatt“ bot all denen die Chance des Kennenlernens und Austauschens, die sich um ein besseres Verständnis des Verhältnisses von Naturwissenschaften und Theologie bemühen. Sie konnten ihre Projekte und Beschäftigungsfelder im Dialog zwischen Theologie und Naturwissenschaften vorstellen. Dabei ging es nicht nur darum, unterschiedliche Ansätze kennen zu lernen, sondern auch die Personen, die in diesem Themenfeld agieren.

Kooperationspartner der Tagung

Die Tagung fand statt in Kooperation mit dem Evangelischen Studienwerk Villigst e.V. , der Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft (F.E.S.T.) e.V. , dem Zentrum für Interdisziplinäre Technikforschung (ZIT) der Technischen Universität Darmstadt. Gefördert wurde die Tagung außerdem mit Mitteln der John Templeton Stiftung, USA.

Drei zentrale Vorträge

Die Tagung wurde durch drei zentrale Vorträge eröffnet, die von Menschen gehalten worden sind, deren Expertise im Dialog zwischen Naturwissenschaft und Theologie große Anerkennung findet:

  • Professor Dr. Willem B. Drees, Leiden, beleuchtete kritisch die Hintergründe des Dialogs zwischen Theologie und Naturwissenschaften und machte auf die Asymmetrie zwischen beiden Dialogpartnern aufmerksam:
    „Zum Stand des Dialogs von Theologie und Naturwissenschaften“
  • Professor Dr Christian Link, Bochum, rief einen älteren Dialogversuch in Erinnerung, der sich mit dem Ansatz des Gestaltkreises schon in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts auf innovative Weise den Erkenntnisbedingungen jenseits der Pfade von Naturwissenschaften und Geisteswissenschaften gewidmet hat:
    „Die Bedeutung Viktor von Weizsäckers für den Dialog von Naturwissenschaften und Theologie“
  • Professor Dr. Ion-Olimpiu Stamatescu, Heidelberg, schließlich widmete sich der persönlichen Einstellung herausragender Naturwissenschaftler, die in ihren Reflexionen über religiöse Fragestellungen eine erstaunliche Offenheit zeigten:
    „Religiösität und naturwissenschaftliche Erkenntnis“

Workshops der ESSSAT-Tagung „Theologie und Naturwissenschaften“

Folgende Referentinnen und Referenten haben ihre Projekte im Rahmen der Workshops vorgestellt:

  • Dr. Christina Aus der Au, Basel
  • Ruth Böker, Berlin
  • Dr. Jochen Büchel, München
  • Dr. Astrid Dinter, Frankfurt a.M.
  • Dr. Hans-Jürgen Fischbeck, Grimnitz
  • Falk Fischer, Heidelberg
  • Michel Heijdra M.Sc. M.A. M.A., Leiden
  • Andreas Losch, Duisburg
  • Dr. Hubert Meisinger, Darmstadt
  • Dr. Thorsten Moos, Wittenberg
  • Dr. Eberhard Müller, Villigst
  • Prof. Dr. Lluis Oviedo, Rom
  • Dr. Angela Roothaan, Leiden
  • Dr. Stephan Schaede, Heidelberg
  • Prof. Dr. Lothar Schäfer, Fayetteville, USA
  • Dr. Jan Schmidt, Darmstadt
  • Dr. Gunter Schütz, Jülich
  • Dr. Taede Smedes, Leiden
  • Dr. Georg Souvignier, Aachen
  • Dr. Frank Vogelsang, Bonn

 

F. Vogelsang, H. Meisinger, A. Losch, Th. Moos, J.C. Schmidt, Ion-Olimpiu Stamatescu (Hg.): Theologie und Naturwissenschaften, 2006

Aufsatzband zur ESSSAT-Tagung „Theologie und Naturwissenschaften“

veröffentlicht in der Akademie-Reihe „Begegnungen“

Im Anschluss an die Tagung wurde ein Aufsatzband veröffentlicht, der die nach Abschluss der Tagung nochmals überarbeiteten und aktualisierten Beiträge der Referentinnen und Referenten enthält:

Frank Vogelsang, Hubert Meisinger, Andreas Losch, Thorsten Moos, Jan C. Schmidt, Ion-Olimpiu Stamatescu (Hg.):
Theologie und Naturwissenschaften.
Eine interdisziplinäre Werkstatt
Dokumentation der Tagung 18/2005
20. – 22. Juni 2005
(= Begegnungen 18/2005)
Bonn, 2006
ISBN 3-937621-15-6
12,00 Euro
Das Buch ist vergriffen.
Eine Neuauflage ist nicht geplant.