Das Buch: Identität in einer offenen Wirklichkeit

Hintergrund

Was macht unsere Identität aus? Die Wege zur eigenen Identität sind vielfältig: Wir können von uns erzählen, wir machen „unmittelbare“ Erfahrungen, die unsere Identität stärken, wir können unseren Körper wissenschaftlich analysieren. Aber auf keinem dieser Wege erfahren wir endgültig unsere Identität, sie bleibt uns in einer offenen Wirklichkeit immer auch eine ungeklärte Frage.

Frank Vogelsang: Identität in einer offenen Wirklichkeit (2014)

Die Identität als Antwort auf die Frage: „Wer bin ich?“ behält immer etwas von der Frage. Wir können uns ein Leben lang intensiv mit ihr beschäftigen und doch bleibt in allen Antworten etwas ungesagt. Das Buch „Identität in einer offenen Wirklichkeit. Eine Spurensuche im Anschluss an Merleau-Ponty, Ricoeur und Waldenfels“ analysiert den Umgang mit der Frage nach unserer Identität mit phänomenologischen und hermeneutischen Mitteln.

Frank Vogelsang
Identität in einer offenen Wirklichkeit
Eine Spurensuche im Anschluss an Merleau-Ponty, Ricoeur und Waldenfels
(Fermenta philosophica)
Verlag Karl Alber : Freiburg 2014
352 Seiten, kartoniert
ISBN 978-3-495-48644-3
29,00 Euro

Der Band ist über den Buchhandel zu beziehen
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Identität referiert nicht auf etwas „in uns“, was von der Welt oder anderen Menschen abgrenzbar wäre, sondern auf etwas, was nur existiert, weil und insofern wir mit der Welt und anderen Menschen verbunden sind. Mensch zu sein bedeutet, in einem sehr fundamentalen Sinn mit anderen Menschen und ebenso auch mit der umgreifenden Wirklichkeit verschränkt und verflochten zu sein. Die Moderne, insbesondere die auf Descartes beruhenden Konzepte der Trennung zwischen Subjekt und Welt, haben den Blick auf diese wesentliche, ursprüngliche Verbundenheit erschwert.

Als leibliche Wesen sind wir schon immer mit der Wirklichkeit, die uns umgibt, ausgerichtet
Der gegenwärtig populäre Ansatz beim Individuum als Ausgangspunkt für die Frage nach der Identität verkennt jedoch die Bedingungen der leiblichen Existenz. Arbeiten der Philosophen Merleau-Ponty und Waldenfels zeigen, dass wir als leibliche Wesen immer schon auf die Wirklichkeit, die uns umgibt, und auf die Anderen, die mit uns leben, ausgerichtet sind.

Verbundenheit und Getrenntsein, beides gehört zu unserer Identität
Identität erweist sich so als verflochten in eine Dynamik, die immer auch über sie hinausgeht. Nie sind wir ganz bei uns selbst, Eigenes und Fremdes lassen sich nicht trennen. Die phänomenologische Analyse legt dar, dass Verbundenheit ebenso zu unserer Identität gehört wie Getrenntsein.

Die Studie zeichnet die Spuren unserer Identität in einer offenen Wirklichkeit nach
Identität in einer offenenWirklichkeit zeigt sich in unterschiedlichen Spuren, die je ihre eigene Qualität, Stärke und Begrenzung haben, sie zeigt sich als Verflechtung, als narrative Identität, als Individualität. Die Studie zeichnet diese Spuren nach.

Die Vielfalt der Phänomene ist sehr groß, unter denen sich unsere Identität zeigen kann
„Unsere Identität wird uns auch dann ein Geheimnis bleiben, wenn wir mit der Ausnutzung aller Differenzierungskünste ihren unterschiedlichen Spuren nachgegangen sind. Allen Versprechungen und Verheißungen, die einen kurzen, lern- bzw. lehrbaren Weg zur Identität verheißen, sollte man mit großem Misstrauen begegnen. Die Vielfalt der Phänomene ist sehr groß, unter denen sich unsere Identität zeigen kann. Dies ist eine nicht versiegende Quelle kultureller Mannigfaltigkeit und Entwicklung. Jede Kultur wird sich daran messen lassen müssen, inwieweit sie differenzsensibel ist für die unterschiedlichen Spuren, die unsere Identität in den Phänomenen der Wirklichkeit hinterlässt. Für unsere Kultur stellt sich die Frage, inwieweit sie in der Lage ist, der heute vorherrschenden Meinung zu widerstehen, die in einem Menschen nur das besondere Exemplar einer bestimmten Gattung sieht, das man dann am besten versteht, wenn man es von seiner Umwelt isoliert betrachtet.“

Es zeigen sich nicht aufeinander reduzierbare unterschiedliche Spuren der Identität
Mit dem im Buch entwickelten Konzept lässt sich die auf dem Ratgeber-Markt häufig erörterte Frage: „Wie finde ich zu mir selbst?“ relativieren und kritisch befragen. Es ist eben aus grundlegenden Überlegungen zu unserer leiblichen Existenz nicht möglich, mit einer bestimmten Methode endgültig zu sich selbst zu kommen. Es werden unterschiedliche Spuren der Identität herausgearbeitet, die für verschiedene Praxisfelder relevant werden könnten wie z.B. der Deutung der Identität bei Demenz, der Bedeutung von Erzählungen für die Kultur, insbesondere angesichts der zunehmenden digitalen Medien.

Inhaltsverzeichnis und Einleitung des Buches finden Sie am Ende dieses Artikels.
sowie ein Interview mit Frank Vogelsang zum Thema

Im Juni 2015 hat Dr. Heinz-Hermann Peitz vom Forum Grenzfragen ein Interview mit Frank Vogelsang zum Thema „Identität“ geführt und als Video aufgezeichnet. Dieses Video ist hier abrufbar .

 

 

 

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